Steffan Biffiger RottenVerlag Brig 1984 Mit einem Vorwort von Walter Ruppen und Beiträgen von Pappband, 108 Seiten |
Ludwig Werlen (1884–1928) – Ein Künstlerleben zwischen
Erfolg und Existenzkampf
Ludwig Werlen, geboren 1884 in Geschinen (VS), war eine der prägenden Künstlerpersönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts im Oberwallis. Nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Zürich und der Akademie in München begann er seine Laufbahn als Zeichenlehrer am Kollegium Brig. Gleichzeitig widmete er sich mit Leidenschaft der Malerei und konnte 1909 in Brig seine erste Verkaufsausstellung realisieren.
Ludwig Werlen: Selbstporträt vor der Ritzingerfeldkapelle, 1925, Öl auf Leinwand, 36 x 36 cm,
Walliser Kunstmuseum, Sitten © Foto: Oswald Ruppen
Werlens künstlerischer Weg begann jedoch mit der Zeichnung: Schon während seines Studiums in München begeisterte er sich für die ornamentale Linienkunst des damals vorherrschenden Jugendstils, die er virtuos beherrschte. Dies brachte ihm nicht nur den ersten Preis an der Akademie ein, sondern prägte auch seine frühen Werke in der Gebrauchsgrafik. Besonders eindrucksvoll sind seine symbolistischen Zeichnungen, in denen er zunächst dekorative Elemente verwendet, diese aber zu eigenständigen, intensiven Kompositionen weiterentwickelt – etwa in Blättern, die menschliche Untugenden in allegorischer Form darstellen.
Sein malerisches Werk war zunächst stark der akademischen Tradition verpflichtet, doch ab 1910 zeigen sich vermehrt symbolistische und jugendstilartige Elemente: Die Wirkung der Linie wird dynamischer, während die plastische Gestaltung der Flächen zurücktritt. Dies zeigt sich sowohl in seinen Porträts und Landschaften als auch in kirchlichen Aufträgen. Besonders prägend war der Einfluss von Ferdinand Hodler, der sich in Werlens Historienbildern, Porträts und Bergdarstellungen deutlich widerspiegelt und seine künstlerische Entwicklung entscheidend vorantrieb. Neben Anklängen an Hodler finden sich auch Arbeiten nach Giovanni Segantini und Experimente in divisionistischer Technik, die seine Offenheit für verschiedene Stilrichtungen belegen.
Mit seinen ausdrucksstarken Porträts eigenwilliger, charaktervoller Männer – sowohl Kopfstudien als auch Ganz- und Halbfigurenbilder – fand er ab 1917 bis etwa 1923 sein Hauptthema. Diese Werke, die sich durch ihre eindringliche Komposition und Farbwahl auszeichnen, erheben den „kleinen Mann“ zu einer Gestalt von allgemeingültiger, packender menschlicher Größe. Damit hebt sich Werlen deutlich von der herkömmlichen Heimatmalerei ab.
Doch das Leben in der künstlerischen Provinz brachte finanzielle und ideelle Herausforderungen mit sich, die ihn zunehmend belasteten. 1928 endete sein Schaffen frühzeitig, doch sein künstlerisches Erbe wurde posthum neu entdeckt und gewürdigt.
Diese erste Monografie zu Ludwig Werlen basiert auf dem 1978 erstellten Werkverzeichnis von Steffan Biffiger sowie auf Gesprächen mit Zeitzeugen, darunter seine Kinder. Sie beleuchtet nicht nur sein facettenreiches Œuvre, sondern auch das Leben eines Künstlers, der zwischen Anerkennung und Entbehrung rang und dessen Werke heute fester Bestandteil der Walliser Kunstgeschichte sind.
Weitere Informationen auf der Webseite: www.ludwigwerlen.ch (in Aufbau)